Tagestour
Tagestour
Als Ende der 70er Jahre ein vier Jahre älterer, sehr geschätzter Freund in einem Tag von München nach Bozen fuhr, war ich voller Bewunderung und konnte mir nicht vorstellen, wie so was zu schaffen ist. Allerdings war er auch, wie man in Bayern sagt, „a wuida Hund“. Später erzählte ich meinen Freunden immer wieder diese großartige Geschichte. Anscheinend ließ mich der Gedanke, dies selbst zu versuchen, nicht los.
20 Jahre später konnte ich zwei meiner Kollegen und Freunde, Ulf und Michi, für die Unternehmung ‚München – Bozen‘ begeistern. Wir starteten um 5:40 in Richtung Achensee. Fünf Stunden später erreichten wir das Inntal bei Jenbach, wo unser Begleitfahrzeug zu uns stieß und wir mit Getränken, Wurst- und Käsesemmeln von unseren Frauen versorgt wurden.
Es gab auch schon einen detaillierten Streckenplan mit Ort, Zeit, Pausen und Kilometer, aufgeklebt am Oberrohr. Zum Brenner folgten wir der alten Römerstraße, durchaus anspruchsvoll, aber verkehrsarm und mit beeindruckenden Ausblicken auf die Stubaier Alpen. Dann passierte, was eigentlich nie passiert. An Ulfs Hinterrad riss eine Speiche. An sich kein Drama, aber es war der 15. August und somit Feiertag und wir hatten noch gute 100 Kilometer vor uns. Wir zentrierten das Hinterrad soweit, dass die Felge nicht mehr an der Bremse schliff.
Mit dem Fahrrad am Brennerpass zu stehen, den ich schon zigmal mit Auto oder Zug überquert hatte, war schon ein erhebendes Gefühl. Die jetzt kommenden 80 Kilometer Abfahrt beflügelte uns ein hohes Tempo anzuschlagen, bis uns in Brixen ein Platten jäh den Schnitt versaute.
In Klausen half uns unser Begleitteam gerade noch rechtzeitig mit Speck und Vintschgerl aus einem Motivationsloch. Denn damals gab es noch keinen Eisacktal-Radweg und nicht immer verläuft die Brenner Staatsstraße SS12 nur talwärts.
Um halb Neun erreichten wir unser Ziel die Talstation der Rittner Seilbahn. Unter Applaus der anwesenden Nachtschwärmer, köpften wir eine wohlverdiente Flasche Prosecco.
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